15 Jahre Landesprogramm Integrationsagenturen – im Sozialraum wirksam für gleichberechtigte Teilhabe und gegen Diskriminierung
Eine Agentur für Integration? Klingt zunächst irgendwie schwer greifbar… Es geht um Integration, das ist klar, aber was genau kann man sich darunter vorstellen? Die Agenturen zielen darauf auf ab, die Teilhabe von zugewanderten Menschen zu verbessern, Diskriminierung abzubauen und eine migrationsgesellschaftliche Öffnung mitzugestalten.
In Münster teilen sich Matthias Utech, Sara Sanhit (beide Deutsches Rotes Kreuz) und Marie Brückmann (Caritas) diese zunächst abstrakten Aufgaben. Konkret geschieht dies z.B. durch fachliche Vernetzung, die Initiierung und Mitgestaltung von Arbeitskreisen, die Zusammenarbeit mit Migrant*innenselbstorganisationen (MSO), Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit sowie passgenaue, an Bedarfen orientierte Angebote und Projekte für Zielgruppen in den Stadtteilen.
Mit den Integrationsagenturen wurde im Jahr 2007 ein ambitioniertes Landesprogramm etabliert, das mittlerweile unverzichtbar und ein Alleinstellungsmerkmal des Landes NRW geworden ist. Landesweit gibt es 214 dieser Agenturen, wovon 42 sogenannte Servicestellen Antidiskriminierungsarbeit sind (Stand 2021). Träger sind die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrt in NRW.
DRK und Caritas sind seit ca. 5 Jahren Teil des Programms und haben in dieser Zeit viele unterschiedliche Angebote und Projekte ins Leben gerufen. Neben Angeboten, bei denen auch häufig gezielt Ehrenamtliche einbezogen werden, wie z.B. bei den Joblosten oder den Projekten „Sortier‘ Papier“ und „Zuhause Finden“ des DRK, sowie dem niedrigschwelligen Sprachkurs und der Formularhilfe der Caritas, ist ein wichtiger Bestandteil der Integrationsagenturen die Netzwerkarbeit in der Stadtgesellschaft und die Beteiligung an Aktionswochen wie den jährlichen Wochen gegen Rassismus.
In den letzten zwei Jahren wurde vor allem die Antidiskriminierungsarbeit verstärkt und vermehrt auch Workshops organisiert, die einerseits ein Bewusstsein für eigene Privilegien schaffen und andererseits von Rassismus betroffene Menschen stärken sollen. So z.B. die Caritas-Workshopreihe zu solidarischer Bündnisarbeit oder das DRK-Antidiskriminierungsprojekt „Mund auf, Angst raus“ an der Sekundarschule Roxel, das als Modell an weiteren Schulen der Stadt umgesetzt werden soll. Die Nachfrage nach solchen Angeboten in Münster nimmt immer mehr zu. Auch die Erfahrung der an die Integrationsagenturen angedockte Antidiskriminierungsberatung zeigt: „Der Bedarf ist groß, denn Diskriminierung und Rassismus sind alltäglich - auch in Münster. Um Menschen, die diese Negativerfahrung täglich machen, zu stärken und Räume des Austausches und der Selbstermächtigung zu geben, initiieren und unterstützen wir für sie geschützte Räume“, so Sara Sanhit (DRK). Außerdem können z.B. Beschwerdebriefe aufgesetzt werden, Stellungnahmen eingefordert oder Mediationsgespräche begleitet werden. Dies erfordert natürlich auch Kraft und Mut von den Betroffenen.
Die Caritas trägt diese rassismuskritische Haltung vermehrt auch in die eigene Einrichtung und arbeitet daran, sich selbst als Arbeitgeberin für mehr Diversität zu öffnen und Zugangsbarrieren abzubauen. Im Vordergrund stehen für den kirchlichen Träger die Thematisierung von Religionszugehörigkeit und sexueller Orientierung. Themen wie Vielfaltsorientierung, diversitätssensible Sprache und diskriminierungskritische Organisationsentwicklung stehen auch beim DRK im Fokus.
Für die nächsten Jahre haben sich die Integrationsagenturen zum Ziel gesetzt, in einem engeren Austausch mit Migrant*innenselbstorgansationen zu sein. „Integrationsarbeit geht nur mit der Perspektive von Zugewanderten und zwar entgeltlich, nicht ehrenamtlich. Migration und Integration müssen als Querschnitts- und Zukunftsthemen anerkannt werden, was sich auch in der Finanzierung von Stellen und Programmen wiederspiegeln muss. Integration, so problematisch der Begriff auch ist, ist keine Einbahnstraße und funktioniert nur, wenn sich gesamtgesellschaftlich das Bild davon verändert, wer dazu gehört und wer nicht“, da ist sich das Team der Integrationsagenturen einig.
Hier geht es direkt zur Seite der Integrationsagentur im DRK Münster...