Zeitzeugengespräche: DRK-Suchdienst stellt Projekt vor
In 15 Kurzfilmen portraitiert das Projekt Zeitzeugengespräche Angehörige, die ihre persönlichen Geschichten von Suche, Verlust und erlösender Gewissheit erzählen. Sie alle sind auch eng mit dem Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) verbunden: Endlich wissen diese Menschen nun um die Schicksale ihrer seit dem Zweiten Weltkrieg verschwundenen Liebsten.
Die berührenden Gespräche sind in einem neu entwickelten Format auf der Website des DRK-Suchdienstes veröffentlicht, zusammen mit anschaulichen Grafikelementen, Fotos, Karten sowie vielen Hintergrundinformationen. Zusätzlich zu den 15 Porträt-Filmen, erklären Suchdienst-Mitarbeitende in einem weiteren Kurzfilm den Weg von der Suchanfrage über die Nachforschung bis hin zur Schicksalsklärung. Der DRK-Suchdienst klärt auch fast 77 Jahre nach Kriegsende für Familien den Verbleib ihrer Kriegsvermissten. So erfuhr Manfred Kropp mit 79 Jahren vom Tod seines Vaters in sowjetischer Gefangenschaft 1942. Elfi Barthel, 1945 als 4-Jährige verschleppt, suchte nach ihrer leiblichen Familie und fand so endlich auch ihre eigene Identität. Wolfgang Voss benötigte Nachweise über seine Kriegsgefangenschaft in den Jahren 1945 bis 1949. Günther Posselt erfuhr im Rentenalter von Lagerhaft und Tod des Vaters nach Kriegsende.
„Die Zeitzeugengespräche geben unserem humanitären Mandat ein Gesicht und eine Stimme. Sie dokumentieren die Aufgabe Schicksalsklärung und den wichtigen Beitrag des DRK-Suchdienstes für die deutsche Gesellschaft der Nachkriegszeit”, sagt DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt. Ob Wehrmachtsvermisste, Zivilverschollene, Kriegsgefangene, Zivilinternierte,
Kinder, die von ihren Familien getrennt worden sind, oder Gefangene in sowjetischen Speziallagern in der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) auf dem Gebiet der späteren Deutschen Demokratischen Republik (DDR).
Von den insgesamt über 20 Millionen Suchanfragen auf ca. 50 Millionen (nunmehr digitalisierten) Karteikarten, die der DRK-Suchdienst seit April 1945 erhalten hat, waren 1959 noch ca. 2,5 Millionen Suchanfragen offen. Über 1,2 Millionen Menschen konnten seitdem bis heute mit Unterstützung des DRK-Suchdienstes wieder mit ihren vermissten Angehörigen vereint werden, haben Auskünfte über ihre Schicksale oder sogar über sich selbst erhalten. Im Jahr 2021 erreichten den DRK-Suchdienst 13.614 Anfragen zur Schicksalsklärung Zweiter Weltkrieg sowie 1.729 Suchanfragen von Flüchtlingen, die den Kontakt zu ihren Angehörigen verloren haben. Außerdem hat der DRKSuchdienst im Jahr 2021 bundesweit insgesamt 15.877 Beratungen zur Familienzusammenführung durchgeführt.
Zum Projekt „Zeitzeugengespräche“: www.drk-suchdienst.de/zeitzeugen